Ausverkauf im deutschen Brandschutz

Ausverkauf im deutschen Brandschutz

Der deutsche Brandschutz steht in Flammen – nicht wegen Feuer, sondern wegen Gier. Der Ausverkauf mittelständischer Firmen bringt skurrile Folgen. Eine satirische Abrechnung mit den neuen Superkonzernen.

Ausverkauf im deutschen Brandschutz – oder: Wenn der Rauchmelder bald von der Großbank kommt

Es war einmal ein mittelständisches Brandschutzunternehmen, nennen wir es „Rauchfrei & Sohn GmbH“. Seit drei Generationen installierten sie mit Herzblut Feuerlöscher, montierten Rauchmelder und hielten Schulen, Kitas und Seniorenheime feuerfrei. Die Kunden kannten den Chef persönlich, der Techniker hieß noch Michael und nicht „Service Unit 3B“. Doch dann kam der Anruf.

„Hallo Herr Rauchfrei, wir sind ein führender europäischer Private-Equity-Investor mit strategischem Interesse an Ihrem Geschäftsmodell.“ – übersetzt: Wir haben keine Ahnung, was Brandschutz ist, aber die Zahlen sehen sexy aus. Und zack – wenige Wochen später war die Firma verkauft. Die neuen Eigentümer versprachen, alles würde bleiben wie es ist – außer vielleicht der Name, die Mitarbeiter, die Preise und der Kundenservice.

Die neue Feuerkultur – Skalierung mit Flammenwerfer

Die deutsche Brandschutzlandschaft erlebt derzeit eine bemerkenswerte Transformation. Was früher ein bunter Flickenteppich engagierter Familienunternehmen war, wird nun Stück für Stück zu einem lodernden Monopolkonglomerat verschmolzen. Der neue Branchenstandard: „Economies of Scale“. Übersetzt heißt das: Wenn 100 Techniker zu wenig Zeit haben, schulen wir 50 davon zum Online-Kundenberater um und stellen die restlichen 50 in einen Callcenter-Bunker irgendwo bei Bukarest.

Die Philosophie? „Weniger Feuer, mehr Rendite.“

Und das funktioniert so: Kleine Brandschutzfirmen werden aufgekauft, zentralisiert, standardisiert, rationalisiert – und der Kunde darf dann das große Feuerwerk erleben: statt 24-Stunden-Notdienst gibt’s jetzt ein 48-Stunden-Kundenticket und eine freundliche KI namens „PyroBot“, die höflich erklärt, dass man bei akutem Feuer doch bitte das Kontaktformular ausfüllen soll.

Vom Mittelstand zum Mittelkrach

Natürlich, sagen die neuen Eigentümer, sei das alles ein Fortschritt. Digitalisierung, Automatisierung, Skalierung. Und ja, das ist es auch – allerdings oft für die Bilanz des Investors, weniger für den Kunden oder das Personal. Während der Inhaber früher noch selbst mit dem Firmenbus durch den Landkreis tuckerte, kommt heute der Techniker im gebrandeten SUV – und hat exakt sieben Minuten Zeit pro Objekt. Inklusive Kaffee.

Und wenn er nicht mehr weiterweiß, ruft er die Zentrale an, die wiederum bei einer anderen Zentrale in Madrid nachfragt, die wiederum den Servicepartner aus Polen konsultiert, der das Gerät aber leider nicht kennt, weil es ein deutsches Nischenprodukt ist. Das Ergebnis: Der Feuerlöscher bleibt leer, der Kunde ist sauer, und der nächste Servicetermin ist… sagen wir: nicht zeitnah.

Innovation im Akkord – jetzt auch mit App!

Besonders stolz sind die neuen Konzerne auf ihre Apps. Jede*r Brandschutzkunde kann sich heute per QR-Code ins digitale Kundenportal einloggen, dort sein Anliegen schildern, einen Wartungstermin vereinbaren und sogar direkt online bezahlen – ohne dass je jemand gekommen ist. Fortschritt!

Wichtige Funktionen wie „Feuerlöscher selbst prüfen“, „Notausgang virtuell inspizieren“ oder „Brandschutzübung als TikTok-Filter“ werden gerade in der Beta-Phase getestet. Und wer Fragen hat, dem hilft „FeuerFuchs“ – der Chatbot mit Pflichtflamme im Logo.

Die neue Zielgruppe: Excel

Früher hat man Brandschutz für Menschen gemacht. Heute ist die wichtigste Zielgruppe: Excel. Dort steht, wie viele Minuten pro Feuerlöscher gewartet werden dürfen, wie viel Cent der Techniker kosten darf und in welcher Zeile sich das Kundenvertrauen eintragen lässt (Spoiler: Es gibt keine).

Doch das ist natürlich nur temporär – denn langfristig sollen die Konzerne sowieso börsennotiert werden. Und dann wird Brandschutz endlich zur globalen Experience. Ihre Brandschutzfirma gehört dann zum selben Konzern wie Ihr Stromanbieter, Ihre Krankenkasse und der Streamingdienst, der gerade Ihre Daten verkauft.

Was bedeutet das für uns alle?

Ganz ehrlich: Wer heute in Deutschland eine zuverlässige Brandschutzfirma mit echter Beratung, Notfallservice und einem Lächeln am Telefon sucht, muss bald so suchen wie nach einer bezahlbaren Wohnung in München. Glück hat, wer noch jemanden kennt, „der einen kennt“.

Die Fachleute verschwinden, weil sie keine Lust mehr haben, sich von Shareholdern erklären zu lassen, wie man einen Rauchabzug prüft. Die Kunden verschwinden, weil sie nach dem dritten Hotline-Gespräch mit der „Service Cloud“ einfach aufgeben. Und die Mittelständler verschwinden – aufgekauft, ausgeschlachtet, integriert.

Und die Lösung?

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir den Ausverkauf nicht nur begaffen, sondern mal fragen: Brauchen wir wirklich ein bundesweites Brandschutzmonopol? Oder wollen wir wieder Vertrauen, Handwerk, Menschlichkeit – und echte Ansprechpartner? Wäre es nicht schön, wenn Brandschutz wieder aus Leidenschaft gemacht wird und nicht aus Renditepflicht?

Vielleicht wäre ein Qualitätssiegel eine Lösung. Eines, das zeigt: Diese Firma ist unabhängig, inhabergeführt, regional verankert – und kommt nicht mit einem 18-seitigen Investorenreport, sondern mit einem Prüffahrzeug.

Oder wir machen einfach weiter wie bisher – und hoffen, dass wenigstens die PowerPoint-Präsentation des Konzernvorstands feuerfest ist.


Fazit: Der Brandschutz brennt – und zwar nicht wegen der Flammen, sondern wegen der Gier. Der Ausverkauf schreitet voran. Doch wer löscht das Feuer, wenn alle nur noch verkaufen?